So kann dein Baby durchschlafen!
Lesedauer: 12 Minuten
„Wann schläft mein Baby endlich durch?“ Wahrscheinlich hast du dir diese Frage auch schon gestellt, nachdem dein Baby zum x-ten Mal aufgewacht ist und dich aus dem Schlaf gerissen hat. In diesem Beitrag erfährst du, was Durchschlafen bedeutet, ab wann dein Baby durchschlafen kann, wie du es beim Durchschlafen unterstützen kannst und ob dein Baby alleine schlafen muss, damit es durchschläft. Am Ende haben wir 5 Tipps, wie dein Baby durchschlafen kann.
Inhaltsverzeichnis
ToggleAutoren: Linda & Jana, zert. Schlafberaterinnen für Babys & Kleinkinder
Wann schlafen Babys durch?
Während der Nacht durchläuft dein Baby, wie auch wir Erwachsene, mehrere Schlafzyklen. Wir alle prüfen zwischen den Schlafzyklen regelmäßig, ob alles in Ordnung ist und wir uns in Sicherheit befinden. Aus evolutionsbiologischer Sicht ist dieser Sicherheitscheck für dein Baby schlicht überlebenswichtig. Schließlich lebten unsere Vorfahren nicht in sicheren Häusern, sondern waren vielen Bedrohungen durch Tiere oder Umwelteinflüssen ausgesetzt. Dein Baby hätte in dieser Umgebung alleine nicht lange überlebt.
Da wir alle zwischen den Schlafzyklen kurz erwachen, ist es auch nicht ganz richtig, vom Durchschlafen zu sprechen. Es handelt sich eher um ein Weiterschlafen.
Die Entwicklung, ab wann dein Kind mehrere Stunden am Stück ohne Unterstützung schlafen kann, ist individuell. Diese hängt zum einen von der Entwicklung verschiedener Reifungsprozesse im Gehirn ab. Zum anderen spielt die Ausprägung eigenregulativer Fähigkeiten eine Rolle.
Nachfolgend erfährst du, wie lange Babys in welchem Alter schlafen und ab wann dein Baby durchschlafen kann.
Wie lange schlafen neugeborene Babys (0-3 Monate)?
In den ersten Wochen schlafen neugeborene Babys noch sehr unregelmäßig und wachen ca. alle 2-4 Stunden auf. Zum einen brauchen sie regelmäßig Nahrung, denn ihr Magen ist noch sehr klein und die Mutter- oder PRE-Milch schnell verdaut.
Zum anderen besitzen sie noch keinen sog. Tag-Nacht-Rhythmus. Das bedeutet, sie können Tag und Nacht noch nicht voneinander unterscheiden. Der Tag-Nacht-Rhythmus entwickelt sich in den ersten Lebensmonaten deines Babys. Du kannst dein Baby dabei unterstützen, indem ihr den Tag im Hellen, möglichst im Tageslicht, verbringt und es abends dunkel und ruhig wird. Ab ca. 3 Monaten beginnt der Körper deines Babys, bei Dunkelheit, eigenständig das Schlafhormon Melatonin zu produzieren. Ab diesem Zeitpunkt empfehlen wir, das Zimmer zum Schlafen abzudunkeln.
In diesem Alter variiert der individuelle Schlafbedarf noch sehr stark. Durchschnittlich schlafen Babys in den ersten 3 Lebensmonaten ca. 16-20 Stunden über 24 Stunden verteilt. Dabei verbringen sie die meiste Zeit im sog. aktiven Schlaf und weniger Zeit im ruhigen Schlaf. Wie der Name schon sagt, liegt dein Baby während des aktiven Schlafs nicht regungslos im Bett, sondern kann motorisch unruhig sein, Laute von sich geben oder sogar die Augen öffnen.
Wie lange schlafen Babys mit 4-5 Monaten?
Im Alter von ca. 4 Monaten beginnt dein Baby zyklisch zu schlafen. Dein Baby entwickelt einen Schlafzyklus, der aus unterschiedlichen Schlafphasen mit REM- und Non-REM-Schlaf besteht und mehrmals während der Nacht durchlaufen wird. REM steht für Rapid-Eye-Movement und heißt so, weil sich bei uns Erwachsenen während dieser Schlafphase die Augen unter den geschlossenen Augenliedern bewegen. Bei deinem Baby kann währenddessen der ganze Körper in Bewegung sein.
Die Entwicklung dieses Schlafzyklus wird auch als 4 Monats Schlafregression bezeichnet. Typisch für diese Entwicklung ist, dass dein Baby beim Wechsel zwischen den Schlafphasen nachts ca. alle 2 Stunden aufwacht.
Wie lange schlafen Babys ab 6 Monaten?
Häufig wird das Alter von 6 Monaten als Zeitpunkt genannt, an dem ein Baby durchschlafen kann. „Endlich geschafft!“ denkst du dir jetzt vielleicht und freust dich bereits auf ruhige Nächte. Schauen wir uns an, was in diesem Alter passiert.
Mit 6 Monaten wird davon ausgegangen, dass dein Baby in der Lage ist, seinen Insulinspiegel über einen Zeitraum von 5-6 Stunden stabil zu halten. Das heißt, sein Gehirn nimmt keinen Schaden, wenn es für diese Zeit keine Nahrung erhält. Dies ist auch der Zeitraum der als „Durchschlafen“ definiert ist. Für die meisten Eltern ist das wahrscheinlich weit weg von ihrer eigenen Definition von „Durchschlafen“.
Auch wenn es Babys gibt, die in diesem Alter bereits länger am Stück schlafen können, wachen viele Babys, insb. in der zweiten Nachthälfte noch sehr häufig ca. alle 2 Stunden auf. Hierfür kann Hunger die Ursache sein, aber auch, dass dein Baby deine Unterstützung beim Weiterschlafen braucht.
Wie lange schlafen Kleinkinder?
Die meisten Kinder sind, bis sie ein Jahr alt geworden sind, in der Lage, ca. 6-8 Stunden am Stück zu schlafen. Etwa 20 Prozent der Kinder wachen, bis sie drei Jahre alt sind, regelmäßig auf. Indem du von Anfang an gute Schlafgewohnheiten etablierst, unterstützt du dein Kind dabei, altersgerecht durchschlafen zu können. Dazu gehört auch, dass du deinem Kind eine seinem Alter entsprechende Schlafautonomie vermittelst. Dein Kind erfährt nach und nach, dass das Einschlafen ohne deine Hilfe kein Problem ist. Du möchtest wissen, wie das geht?
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Was bedeutet alleine Schlafen für dein Baby?
Alleine Schlafen beginnt beim eigenständigen Einschlafen. Das bedeutet, dein Kind schläft ohne deine unmittelbare Unterstützung ein. Häufig schleichen sich über die Zeit ganz unbewusst elternabhängige Einschlafhilfen wie Einschlafstillen, Tragen oder Wippen auf dem Pezziball ein und entwickeln sich zu Schlafassoziationen, ohne die dein Baby nicht ein- und weiterschlafen kann. Dein Kind braucht bei den genannten Beispielen zum Ein- und Weiterschlafen also immer deine Hilfe. Mehr darüber, was Schlafassoziationen sind und wie sie entstehen, findest du in unserem Blogbeitrag Einschlafhilfen und Schlafassoziationen.
Nicht gemeint ist, dass du es nicht bis zum Einschlafen begleitest. Allerdings geht beim eigenständigen Einschlafen dein Kind den letzten Schritt zum Schlafen zunehmend alleine. Voraussetzung hierfür ist, dass dein Kind schlafbereit ist, d.h. müde genug und entspannt. Hierfür braucht es deine Unterstützung.
Alleine Schlafen bedeutet nicht, dass dein Kind im eigenen Zimmer schlafen muss. Hierzu raten wir erst, wenn dein Kind nicht mehr regelmäßig deine Hilfe benötigt, um nachts wieder in den Schlaf zu finden. Vielmehr bedeutet alleine schlafen, dass dein Kind eine gewisse Schlafautonomie besitzt und (abhängig vom Alter) eigenständig in den Schlaf findet.
Wie hängen das Einschlafen und das Durchschlafen deines Babys zusammen?
Warum ist es für das Durch- bzw. Weiterschlafen förderlich, wenn dein Baby eigenständig einschlafen kann? Zwischen den Schlafzyklen kommt es zu einem Zwischenerwachen, bei dem dein Baby einen Sicherheitscheck macht, und prüft, ob alles in Ordnung ist. Wenn dein Baby beim Zwischenerwachen eine andere Situation vorfindet als beim Einschlafen, ist es zumindest irritiert.
Ein konkretes Beispiel: Schläft dein Baby beim Stillen an der Brust ein, erwartet es, diese auch beim Aufwachen im Mund zu haben. Ist dies nicht der Fall, wird dein Baby beim Aufwachen danach verlangen, um weiterschlafen zu können.
Gerade nachts ist das Bedürfnis nach Weiterschlafen groß – und zwar auf allen Seiten. Da liegt es nahe, deinem Baby das zu geben, was es verlangt, um ein schnelles Weiterschlafen zu ermöglichen. Dein Baby gewöhnt sich an diesen Weiterschlafservice und fordert ihn regelmäßig ein.
Vielleicht hast du schon einmal versucht, dein Kind anders zum Weiterschlafen zu bewegen und heftigen Protest geerntet, so dass du wieder zur bewährten Methode zurückgekehrt bist und die Einschlafsituation wiederhergestellt hast.
Du kannst dir das Weiterschlafen wie ein Wieder-Einschlafen vorstellen. Da dein Baby die Einschlaf- und Aufwachsituation miteinander vergleicht, prägt die Art des Einschlafens auch das Weiterschlafen. Förderlich für das Weiterschlafen ist es, wenn deinem Kind das Einschlafen möglichst eigenständig gelingt.
Wie du dein Baby beim Durchschlafen unterstützen kannst
Das nächtliche Zwischenerwachen gehört zur Nacht dazu. Daher solltest du deinem Baby vermitteln, dass dies etwas ganz Natürliches und kein Grund zur Aufregung ist. Mit zunehmendem Alter entwickelt dein Baby zudem die Fähigkeit, sich selbst zu regulieren. Diese kann sich jedoch nur altersgerecht entwickeln, wenn sie nicht durch zu viel Hilfe eingeschränkt, sondern gefördert wird.
Schläft dein Kind also stets durch Stillen, mit der Flasche oder in Bewegung ein, ist sein Eigenanteil beim Beruhigen und Einschlafen sehr gering und dein Baby kann seine eigenregulativen Fähigkeiten nicht erfahren.
Je jünger dein Baby ist, desto mehr Unterstützung in Form von Co-Regulation braucht es von dir, um sich zu beruhigen. Dabei erfüllt die Co-Regulation eine sehr wichtige Funktion: Du zeigst deinem Baby damit, wie Beruhigung und Entspannung funktioniert. Wichtig ist dabei, dein Kind weder zu unterfordern, noch zu überfordern.
Um dein Kind bei der altersgerechten Entwicklung seiner eigenregulativen Fähigkeiten zu unterstützen, solltest du daher im Blick behalten, wie viel es bereits alleine schafft und wo es wirklich noch Unterstützung benötigt. Hab Vertrauen in dein Kind und in seine Fähigkeiten.
Häufig hilft ein kleiner Perspektivwechsel weiter: Wenn dein Kind beginnt, zu laufen, wirst du es wahrscheinlich darin bestärken, seine ersten eigenständigen Schritte zu gehen, und es nicht länger als notwendig an der Hand halten. Auch wenn dein Kind nach den ersten wackeligen Versuchen hinfällt und weint, wirst du es trösten und anschließend ermutigen, einen neuen Versuch zu starten.
Du begleitest dein Kind also dabei, den anstehenden Entwicklungsschritt zu meistern und hältst es nicht zurück. Wäre es nicht wunderbar, dies auch beim Ein- und Weiterschlafen umzusetzen? Du möchtest wissen, wie das funktioniert? In einem Babyschlafcoaching erarbeiten wir einen individuellen Plan und zeigen dir, wie du dein Kind altersgerecht beim Schlafen unterstützen kannst.
Dein erster Schritt zu ruhigen Nächten!
Unsere 5 Tipps, wie dein Baby durchschlafen kann
Nr. 1: Hungrig schläft kein Baby durch
Um gut schlafen zu können, muss dein Baby satt sein. Achte darauf, dass dein Kind ausreichend Kalorien am Tag zu sich nimmt, damit sich der Hunger nicht in die Nacht verschiebt. Ab einem Alter von ca. 6 Monaten ist dein Baby in der Lage, nachts längere Zeit ohne Nahrung auszukommen. Dies funktioniert aber nur, wenn ein Großteil des Kalorienbedarfs am Tag gedeckt wird. Ein sättigender Abendbrei wird übrigens nicht automatisch dazu führen, dass dein Baby durchschläft. Wenn du die Kalorienangaben von Brei, Muttermilch und PRE-Milch vergleichst, wirst du feststellen, dass sie sich in einem ähnlichen Bereich bewegen.
Nr. 2: Neue Fähigkeiten sollen dein Baby nicht am Schlafen hindern
In den ersten Lebensjahren durchläuft dein Baby eine enorme Entwicklung. Da ist es gar nicht immer so einfach, mit dem Tempo mitzuhalten. Dein Baby muss neue Bewegungsabläufe sehr viele Male wiederholen, damit es sie verinnerlicht. Behalte den Entwicklungsstand deines Babys im Blick und sorge dafür, dass es tagsüber ausreichend Möglichkeiten hat, seine neuen Fähigkeiten zu üben.
Nr. 3: Schlafbereitschaft als wichtige Voraussetzung zum Durchschlafen
Schlafbereitschaft entsteht durch ausreichende Müdigkeit und Entspannung. Damit dein Baby müde genug ist, ist es wichtig, den richtigen Zeitpunkt für ein Schlafangebot zu finden. Achte hierfür auf die altersgerechten Wachphasen und die Müdigkeitsanzeichen deines Kindes.
Nr. 4: Einschlafritual für entspanntes Einschlafen
Wenn du den richtigen Zeitpunkt gefunden hast, ist ein wichtiger Schritt bereits geschafft. Jetzt gilt es, dein Baby in die Entspannung zu locken. Denn für die meisten Kinder ist alles andere spannender als zu schlafen. Ein liebevolles Abend- und Einschlafritual hilft deinem Kind dabei, sich sicher und geborgen zu fühlen und zu entspannen. Je nach Alter verändern sich die Bedürfnisse und deinem Kind helfen unterschiedliche Dinge dabei, zu entspannen. Jüngeren Babys hilft es, vor dem Schlafen noch ein wenig getragen zu werden, bei älteren Babys und Kleinkindern besteht die Herausforderung darin, sie aus der körperlichen Aktivität zu holen. Finde hierfür eine interessante, aber ruhige Alternative wie z.B. ein Körbchen mit Gegenständen zum Untersuchen.
Nr. 5. Eigenregulation hilft deinem Baby beim Durchschlafen
Unterstütze dein Kind dabei, seine eigenregulativen Fähigkeiten altersgerecht zu entwickeln. Eine Einschlafhilfe, die unabhängig von dir funktioniert, kann deinem Kind dabei helfen, entspannt ein- und nach dem Zwischenerwachen eigenständig weiterzuschlafen. Das kann z.B. ein Schnuller (sobald dein Baby ihn selbst finden und zum Mund führen kann) oder ein Kuscheltuch/-tier sein.
Jetzt loslegen und entspannt schlafen!